Eine wachsende Sorge

Hyperphagie und Adipositas beim Bardet-Biedl-Syndrom sind ein zunehmendes Problem

Identifizierung der Grundursache für ein zunehmendes Problem

Genetische Varianten im Melanocortin-4-Rezeptor- Signalweg (MC4R) können die Regulierung von Hunger, Nahrungsaufnahme, Sättigung und Energieverbrauch verändern. Dies kann zu Hyperphagie (krankhaftem, unstillbarem Hunger) und einem verringerten Energieverbrauch und in der Folge zu früh-manifester, schwerer Adipositas führen, und zwar unabhängig von Umweltfaktoren und Lebensweise3,4

Die Grundursache der früh-manifesten, schweren Adipositas wird zu selten diagnostiziert. Der Zugang zu geeigneten Analysen und die proaktive Identifizierung klinischer Merkmale können die Diagnose erleichtern und diejenigen, die mit einer seltenen MC4R-Erkrankung leben, auf den richtigen Behandlungspfad bringen.3

Bardet-Biedl-Syndrom

Das Bardet-Biedl-Syndrom (BBS) ist eine seltene Erkrankung des MC4R-Signalwegs, das die durch eine Reihe von klinischen Merkmalen wie die Stäbchen- Zapfen-Dystrophie gekennzeichnet ist, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln. Adipositas (bei 72- 92 % der Patienten) und Hyperphagie gehören zu den am meisten belastenden Erscheinungsformen des BBS und stellen eine erhebliche Belastung für Patienten und Betreuungspersonen dar.4,5

Weitere klinische Merkmale sind:4,6,8

Primäre klinische Merkmale

  • Anomalien der Genitalien
  • Lernprobleme
  • Adipositas
  • Polydaktylie
  • Nierenanomalien
  • Stäbchen-Zapfen-Dystrophie

Sekundäre klinische Merkmale

  • Anosmie oder Hyposmie
  • Ataxie oder Koordinationsschwäche
  • Brachydaktylie oder Syndaktylie
  • Zahnanomalien
  • Entwicklungsverzögerung
  • Diabetes mellitus
  • Leberfibrose
  • Linksventrikuläre Hypertrophie oder angeborene Herzerkrankung
  • Leichte Spastik (insbesondere der unteren Extremitäten)
  • Polyurie oder Polydipsie
  • Sprachverzögerung oder Sprachstörungen
  • Strabismus, Grauer Star, Astigmatismus

Um die Auswirkungen zukünftiger Komorbiditäten zu verringern, ist eine frühe Diagnose des BBS sehr wichtig. Dennoch gibt es erhebliche Verzögerungen bei der Diagnosestellung, die auf mangelndes Bewusstsein und das langsame Auftreten bestimmter klinischer Merkmale zurückzuführen sind.7

Genetik

Es wurden Varianten in mindestens 26 Genen identifiziert, von denen bekannt ist, dass sie BBS verursachen können.7 In klinischen Leitlinien werden Gentests empfohlen, um Patienten mit den klinischen Merkmalen Hyperphagie und früh- manifeste, schwere Adipositas zu diagnostizieren und geeignete Maßnahmen festzulegen. Eine genetische Diagnose von BBS kann das Leben eines Menschen entscheidend verändern, indem sie8,9,10

  • verbesserter Zugang zu einer geeigneten Versorgung bei Hyperphagie und frühzeitig einsetzender Adipositas und
  • eine Verringerung der sozialen Stigmatisierung von Adipositas und eine Bereitstellung von Bewältigungsstrategien für den Umgang mit der Stigmatisierung ermöglichen,
  • EBetroffene und deren Betreuungspersonen befähigen, die Ursachen der Erkrankung zu verstehen und fundierte Entscheidungen über ihre Versorgung zu treffen, sowie
  • eine präventive oder prophylaktische Untersuchung auf Begleiterkrankungen ermöglich

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Literatur:

  1. 1. Yazdi F et al, Peerj, 2015;3;e856.
  2. 2. Acosta A, et al. Genes Nutr. 2014;9:384.
  3. 3. Huvenne H, et al. Obes Facts. 2016;9:158-73.
  4. 4. Forsythe et al., Orphanet Journal. 2023;18(12).
  5. 5. Pomeroy J, et al. Pediatr Obes. 2021;16:e12703.
  6. 6. Beales PL, et al. J Med Genet. 1999;36:437–46.
  7. 7. Forsyth R, et al. Bardet-Biedl Syndrome Overview. 2003. Available at: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK1363/ [last accessed: June 2023].
  8. 8. Styne DM, et al. J Clin Endocrinol Metab. 2017;102:709–757.
  9. 9. August GP, et al. J Clin Endocrinol Metab. 2008;93:4576–99.
  10. 10. Kleinendorst L, et al. BMJ Case Rep. 2017;2017:bcr2017221067.